Die Blaumacher von Klitmøller – Indigo und Slow Fashion auf Dänisch

Endlos weite Dünen, herrlich erfrischendes Wasser und die entspannte, nordische Mentalität – der perfekte Ort, um dem hektischen, deutschen Alltag zu entkommen. Doch auch an der dänischen Nordwestküste lässt mich die Arbeit nicht ganz los. Während einer Radtour durch die wilde Landschaft entdeckte ich das Textilprojekt Slow Works im idyllischen Örtchen Klitmøller.

We design fewer things that last longer

Slow Works ist das Projekt der Modedesignerin Benthe Boesen und des Grafikdesigners Troels Schwarz. Die Beiden sind vor einiger Zeit aus der Leistungsgesellschaft ausgestiegen und haben sich dem damit verbundenen, ständigen Druck entzogen. Sie haben sich dazu entschlossen, ihr Leben zu verlangsamen. Getreu dem Motto „We design fewer things that last longer“, entwerfen Benthe und Troels in ihrem Studio oder im eigenen Hinterhof Mode mit viel Liebe zum Detail. Es wird genäht, gestrickt, bedruckt und bestickt. Die verwendeten Garne und Stoffe sind handgefärbt. Dabei dreht sich alles um das blaue Gold: Indigo.

Die Blaumacher von Klitmøller - Indigo und Slow Fashion aus Dänemark Blaumachen kann so schön sein

Die tiefblaue Farbe des Indigos ist bekannt von typischen Denim-Färbungen. Indigo wird aus der indischen Indigopflanze oder dem europäischen Färberwaid gewonnen. Das Färbegut ist nach dem Färben zunächst grün und muss anschließend an der Luft trocknen. Durch die Oxidation mit Sauerstoff entsteht die typisch blaue Farbe, was einige Zeit in Anspruch nimmt. Wusstest du, dass vom Indigo-Färben der Ausdruck Blaumachen kommt? Da die Färber während des Oxidationsprozesses – also des Blau-Machens – mit der Arbeit pausierten, entstand so im Mittelalter der Ausdruck fürs Nichtstun.

Slow Fashion aus Dänemark

Fasziniert von den Farben, den Stoffen und der Art zu arbeiten, habe ich Benthe und Troels mit Fragen gelöchert. Die wichtigsten habe ich für euch zusammengefasst:

Wann kam euch die Idee slow fashion zu kreieren? Was war ausschlaggebend dafür?

Wir wollten alte Handwerkstraditionen wiederbeleben und sie in unsere Entwürfe einfließen lassen. Wir haben uns entschlossen, in Klitmøller zu leben und Mode zu kreieren, die vor Ort und von Hand gemacht wird – entweder in Dänemark oder „Glocal“, wo wir mit kleinen Familienbetrieben arbeiten. Es braucht Zeit und verlangt Hingabe – dies könnte unsere eigene Revolution gegen den schnellen Lebensstil der meisten modernen Gesellschaften sein.

Es gibt unzählige Färbepflanzen, mit denen wunderschöne Farben zu erzielen sind. Wieso fiel eure Wahl auf Indigo?

Weil wir von unserer Umgebung stark beeinflusst werden. Wir leben am Meer, das uns fasziniert und anzieht: es ist die ruhige, klare, leichte und wilde Grobheit. Die Nordsee ist sehr faszinierend – zwei Tage sind nie gleich.

Woher stammt das Indigo das ihr verwendet? Baut ihr es im eigenen Garten an?

Das Indigo kommt oft aus Indien oder Japan. Leider können wir es wegen des rauen Klimas, das diesen Teil Dänemarks dominiert, nicht selbst anbauen. Aber es könnte Spaß machen, es irgendwann auszuprobieren.

Zum Abschluss noch eine Frage: Wie würde sich die Modewelt aus eurer Sicht im Idealfall entwickeln?

Wir hoffen, dass die Modebranche in Zukunft kreislauffähiger wird. Das bedeutet, dass die Produkte langlebig, ressourceneffizient, nicht-toxisch, biologisch abbaubar, recyclingfähig und ethisch korrekt hergestellt sind.

Slow Fashion aus Dänemark

Die tollen Produkte sowie weitere Infos findest du auf der Internetseite von Slow Works. Dort kann man die wunderschönen Designs auch direkt im Onlineshop bestellen. Freitags ist übrigens immer Dye-Day, dann machen Benthe und Troels blau. Wer Zeit und Lust hat und zufällig gerade vor Ort ist, darf mit seinem Kleidungs- oder Stoffstück vorbeikommen und mitmachen, oder sich einfach von der Kunst des Indigofärbens faszinieren lassen. Sollte dich dein nächster Urlaub an die dänische Nordwestküste verschlagen, dann kann ich dir einen Besuch in Klitmøller nur wärmstens empfehlen.

Die Blaumacher von Klitmøller - Indigo und Slow Fashion aus Dänemark

Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung von Slow Works.
Fotos: © Slow Works + Super Schwarz

6 Comments

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    • 2
      Anna-Lena

      Liebe Renate, es freut mich dass Dir der Artikel gefällt und hoffe, Dich hier häufiger als Leserin begrüßen zu dürfen 😉
      Liebe Grüße, Anna-Lena

  1. 3
    RAZAPI

    Vielen Dank für diesen interessanten Reise- und Fachbericht! Kluge Frage auch, wo das Indigo für die Herstellung denn herkommt. Ganz kritisch könnte man nämlich auch überlegen, ob es nicht mehr Sinn macht wirklich nur mit regionalen Materialien herzustellen. Das soll nicht heißen das ich selbst völlig auf Importe (aus der weiten Ferne) verzichten könnte. Geht ja im Alltag schon bei Bananen los, ohne die ich niemals (!) leben könnte.

    • 4
      Anna-Lena

      Liebe/r Razapi,
      kritisches Hinterfragen ist meiner Ansicht nach nie verkehrt! Tatsächlich wäre es die Idealvorstellung, dass man Produkte nur aus regionalen Materialien herstellt. Aber da stolpert man direkt schon darüber, dass Baumwolle beispielsweise aufgrund des Klimas niemals in Dänemark angebaut werden könnte.
      Die Textilbranche birgt so einige Stolperfallen, an die man sich langsam rantasten muss. Ich bin sicher, da wird sich im Bezug auf Nachhaltigkeit zukünftig Einiges tun. Und vor allem kleine Label wie Slow Works tragen jetzt schon viel zu dieser Veränderung bei.
      Liebe Grüße, Anna-Lena

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